Jenseits üblicher Maße.
Rund 700 Kilometer verlegte Stromleitungen, eine Versorgung mit bis zu 24 Megawatt und doppelstöckige RLT-Geräte in Wohnhausgröße. Bei diesem Projekt braucht es nur wenige Worte, um die Dimension zu erahnen. Tatsächlich ist die moderne Produktionshalle im badischen Graben-Neudorf ein Fabrikneubau von nahezu gigantischer Anmutung. robatherm hat das fertiggestellte Werk raumlufttechnisch nach Maß ausgestattet.

SEW-Eurodrive ist ein renommierter Global Player für elektrische Antriebstechnik unterschiedlichster Anwendungsbereiche. Um die eigenen Kapazitäten zukunftsgerecht zu erweitern, entstand mit der Halle Nord eine hochmoderne „Smart Factory“. Der Komplex umfasst alle Bereiche vom Wareneingang über Verteilerlager und Fertigung bis hin zu Verpackungs- und Büroflächen. Das Ergebnis sind moderne Getriebemotoren, Zahnräder, Wellen und Rotoren für den Weltmarkt. Ein ökologisch smarter Faktor ist die Photovoltaikanlage des Neubaus: Mit einer aus Sonnenenergie gewonnenen Höchstleistung von etwa 2,5 MWp reduziert sie die CO2-Emission um über 1.550 Tonnen pro Jahr.

Gewohntes Terrain in neuer Dimension.
Passend zur Fabrikgröße, musste auch die Raumlufttechnik entsprechend bemessen sein. Dabei ist SEW-Eurodrive für robatherm kein Neuland. Das Unternehmen wurde bereits bei mehreren Projekten in Bruchsal und Graben-Neudorf von der „air handling company“ mit individuellen RLT-Lösungen ausgestattet. In diesem Fall waren allerdings andere Rahmenbedingungen hinsichtlich Dimension, Logistik und Technik gegeben.
Um diese Ausmaße frühzeitig zu erfassen, wurde bereits in der Planungsphase eine realitätsnahe 3D-Visualisierung eines RLT-Geräts erstellt. Die detailgenaue Darstellung gab den Projektplanern bereits im Vorfeld die Möglichkeit, sich virtuell durch das Gerät zu bewegen. „So wurde das RLT-Konzept in seinen Feinheiten räumlich optimal vorstellbar“, lobte Michael Birg die damit gewonnene Transparenz. Als Geschäftsführer des ID Ingenieurbüros Dresen & Birg war er für die Planung der gesamten Gebäudetechnik verantwortlich.

RLT-Geräte in Wohnhausgröße.
Insgesamt 28 RLT-Geräte hat robatherm für diesen Neubau geliefert. Zusammen leisten sie eine Gesamtluftmenge von 1.612.000 m³/h. Auch ihre physische Größe beeindruckt: Die 15 wetterfesten Geräte auf Stahlbühnen sind jeweils fast 20 Meter lang, rund zehn Meter breit und 4,50 Meter hoch.
Alle zweistöckigen RLT-Geräte verfügen über eine geräumige Zwischenebene im Wartungsgang, über die alle Komponenten bequem und problemlos erreichbar sind. Luftdicht über Türen abgetrennt, lässt sich dieser Korridor auch als Bypass nutzen. Der energetische Vorteil dieser Option: Zeitweise ungenutzte Komponenten – wie beispielsweise im Winterbetrieb der Luftkühler und Nacherhitzer – lassen sich über den Bypass umgehen, um so den Druckverlust zu reduzieren.

Exakt und effizient klimatisiert.
Da die Elektronik- und Getriebefertigung besondere Raumluftbedingungen verlangt, wurden die Eigenschaften der RLT-Geräte präzise darauf abgestimmt. Die raumklimatischen Vorgaben bewegen sich hier nämlich in einem schmalen Toleranzbereich. robatherms Lösung muss hierzu einiges leisten: So wird die im Sommer durch Herunterkühlen entfeuchtete Luft anschließend wieder über einen Nacherhitzer erwärmt, um die exakte Temperatur und Luftfeuchte zu erreichen. Weil die RLT-Geräte auch die Abluft der Produktionsmaschinen absaugen, wurden Metallfilter und eine Motorfremdbelüftung verbaut. Um das Restrisiko eventueller Übertragungen komplett zu vermeiden, hat man beim Wärmerückgewinnungssystem auf Hochleistungs-Kreislaufverbundsysteme
(H-KVS) zurückgegriffen. Zudem wurden die komplette Edelstahl-Verrohrung sowie alle Regelgruppen vor der Ausführung dreidimensional geplant. Die Isolierung der Verrohrung wurde abschließend mit verzinktem Stahlblech ummantelt.

Alle Ebenen synchronisiert.
Bei dem Projekt war eine optimal abgestimmte Planung gefragt. „Um ein Projekt dieser Dimension zu stemmen, ist eine enge Zusammenarbeit und verlässliche Abstimmung auf allen Ebenen entscheidend.“ So bringt es Michael
Schlindwein, Geschäftsführer von Schlindwein Anlagenbau auf den Punkt. Er war verantwortlich für die Installation der Gebäudetechnik und hebt die Bedeutung des intensiven Austauschs zwischen Anlagenbauer, Planungsbüro und robatherm hervor. Durchlaufzeiten wurden definiert, damit enge Zeitfenster konsequent einzuhalten waren. Schließlich sollten die RLT-Geräte bei robatherm wettergeschützt verpackt und dort auch pünktlich verladen werden. Angesichts der enormen Abmessungen konnten die Geräte für SEW-Eurodrive nur zeitlich begrenzt bei robatherm zwischengelagert werden. Produktionstermine und Liefertermine mussten also eng aufeinander abgestimmt werden.

Logistisch herausfordernd.
Alle RLT-Geräte sollten möglichst spät, idealerweise Just-in-time zum Einbau bei SEW-Eurodrive eintreffen. Denn einerseits waren die Raumkapazitäten auf der Baustelle zum Zwischenlagern nur limitiert vorhanden. Andererseits durfte der Baufortschritt nicht durch verspätete Lieferungen verzögert werden. Allein die insgesamt 326 LKW-Ladungen von robatherm zu SEW-Eurodrive sind ein Sinnbild für die logistische Herausforderung. Vorausdenken und größer denken – das waren die prägenden Faktoren des Projekts. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Im Video sind die Dimensionen besonders deutlich zu sehen.